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12.5.6.2 - Entwurf zu einer Villa, Grund- und Aufriß der Gartenfassade



12.5.6.2 - Entwurf zu einer Villa, Grund- und Aufriß der Gartenfassade


Inventar Nr.: GS 6251
Bezeichnung: Entwurf zu einer Villa, Grund- und Aufriß der Gartenfassade
Künstler: Heinrich Christoph Jussow (1754 - 1825), Zeichner/-in
Datierung: 1783-1786
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit, Feder in Grau, grau und graubraun laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: "C & I HONIG"
Maße: 50,7 x 33,2 cm (Blattmaß)
Maßstab: unbezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen:


Katalogtext:
Der rechteckige, an der Gartenfassade fünf Achsen zählende Baublock springt auf der Eingangsseite im Mittelteil halbrund vor. Dieses Halbrund wird im Gebäudeinneren zum Kreis ergänzt und nimmt als architektonische Besonderheit die rund um eine Säulenstellung geführte Treppe auf. Die Idee einer solchen Rundtreppe, die einen säulenumstellten Mittelraum ausgrenzt, ist in Marie-Joseph Peyres Architekturentwürfen (Peyre 1765, Taf. 7: "Projet d'un palais pour le Prince de Condé"; vgl. Manuskript Schuchard/Dittscheid) vorgebildet. Auch bei Jussows Lehrer, Charles De Wailly, finden sich Treppen dieses Typs, z. B. im Vorentwurf für Schloß Montmusard (vgl. Braham 1980, Abb. 122). Während aber Peyre und De Wailly zweiarmige symmetrische Treppen verwenden, besteht Jussows Treppe nur aus einem einzigen Arm, den drei Podeste in vier Läufe aufteilen.
In der Mittelachse folgt auf die Treppe und das Vestibül in gleicher Breite der quadratische Salon, der sich zum Garten hin öffnet. Speisesaal, Vorzimmer auf der einen sowie Garderobe, zwei Kabinette und ein Schlafraum auf der anderen Seite kennzeichnen den repräsentativen und den privaten Bereich des Hausherrn.
Die Gartenfassade des zweigeschossigen Gebäudes ist durch einen dreiachsigen Mittelrisalit geschmückt. Dieser öffnet sich in beiden Geschossen in einer loggia-artigen offenen Säulenstellung, im Erdgeschoß mit dorischen, im Obergeschoß mit ionischen Säulen versehen. Diese angedeutete Loggia ist bis hin zum Motiv der Balustraden eine deutliche Reminiszenz an Palladios Villa Pisani in Montagnana (vgl. Boucher 1994, Abb. 126), wobei allerdings in Jussows Entwurf der bekrönende flache Dreiecksgiebel durch einen dreiachsigen Mezzanin auf Dachhöhe gehoben ist. Die Rechteckfenster der einachsigen Fassadenrücklagen sind jeweils von einem rustizierten Wandfeld umgeben. Die Rustika erscheint somit auf ein separiertes Motiv reduziert.
Die vorsichtige Verarbeitung von Motiven berühmter Architekturvorbilder läßt auf eine Entstehung in der Studienzeit zwischen 1783 und 1786 schließen.

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999/CD-Rom [UH]


Literatur:
Katalog Kassel 1999/CD-Rom


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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