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12.13.3.3 - Skizze eines korinthischen Kapitells mit Gebälk, Aufriß



12.13.3.3 - Skizze eines korinthischen Kapitells mit Gebälk, Aufriß


Inventar Nr.: GS 6346
Bezeichnung: Skizze eines korinthischen Kapitells mit Gebälk, Aufriß
Künstler: Heinrich Christoph Jussow (1754 - 1825), Zeichner/-in
Datierung: um 1810
Geogr. Bezug:
Technik: Feder in Grau, braun laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: keine Angabe
Maße: 21,8 x 20,1 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen:


Katalogtext:
Die Wiedergabe eines korinthischen Kapitells mit einem Gebälk, in das ein Figurenfries mit einer Opferszene eingelassen ist, erweist sich als eine seitenverkehrte Nachzeichnung eines römischen Architekturdetails aus den "Regole delle cinque ordini d'Architettura" von Jacopo Barozzi da Vignola, einem bei den Architekten über Jahrhunderte äußerst beliebten Kompendium der Säulenordnungen. Aufgrund der deutlich geringeren Größe von Jussows Zeichnung und wegen kleiner Abweichungen in den Details ist anzunehmen, daß hier als Vorlage eine der vielen Übersetzungen und Nachdrucke benutzt wurde, möglicherweise die 1691 in Paris erschienen französische Ausgabe von Augustin Charles d'Aviler (vgl. Manuskript Schuchard/Dittscheid).

Das Kopieren antiker Architekturteile war wichtiger Bestandteil der Zeichenausbildung in den Architekturklassen an den Akademien wie auch in den privaten Ateliers. Man benutzte als Vorlage einschlägige Kupferstichwerke oder auch Gipskopien. An der Kasseler Akademie wurden seit Beginn der Architektenausbildung im Jahr 1781 mehrfach Gipse angeschafft. Besonderen Wert legte man nicht nur auf die korrekte Nachzeichnung, sondern auch auf die durch Lavierung erfaßten Licht- und Schattenwerte.
Wann die Zeichnung entstand, ist nicht mit Sicherheit auszumachen. Jussow könnte sie während seiner Studienzeit zu Übungszwecken angefertigt haben.
Die sorgfältige Durcharbeitung mit den fein differenzierten Lavierungen spricht aber eher dafür, daß das Blatt erst im Zusammenhang mit Jussows eigener Lehrtätigkeit an der Kasseler Akademie als Vorlage für die Studenten entstand, wie es für einige Zeichnungen von Carl von Fischer in München belegt ist (Katalog Frankfurt a. M. 1985, S. 44). Diese These wird dadurch unterstützt, daß Jussow selbst bei einem seiner späteren Bauwerke auf diese Zeichnung zurückgegriffen hat: Die Kapitelle des sog. Jussow-Tempels folgen dem hier vorgestellten Exemplar bis ins kleinste Detail.

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999 [UH]


Literatur:
Katalog Kassel 1999/CD-Rom; Katalog Kassel 1999/1, S. 106, Kat.Nr. 5


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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