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12.7.6.1 - Studien zu Kirchenbauten des Koblenzer Architekten Johann Claudius von Lassaulx, Kopie (recto); Studien zu gotischem Maßwerk (verso)



12.7.6.1 - Studien zu Kirchenbauten des Koblenzer Architekten Johann Claudius von Lassaulx, Kopie (recto); Studien zu gotischem Maßwerk (verso)


Inventar Nr.: L GS 13861
Bezeichnung: Studien zu Kirchenbauten des Koblenzer Architekten Johann Claudius von Lassaulx, Kopie (recto); Studien zu gotischem Maßwerk (verso)
Künstler: Julius Eugen Ruhl (1796 - 1871), Zeichner/-in
Datierung: um 1840
Geogr. Bezug: Kapellen, Kobern, Boos, Valwig, Waldesch
Technik: Feder in Grau
Träger: Transparentpapier auf Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 25,8 x 32,7 cm (Blattmaß)
21,2 x 28,1 cm (Darstellungsmaß)
Maßstab: zwei unbezifferte Maßstäbe ohne Maßeinheit
Beschriftungen: oben mittig: "Die neuen Kirchen zu I Capellen, II Cobern, III Boos, IV Valwig, und V Waldesch." (Feder in Braun)


Katalogtext:
Zum Nachlaß des Architekten Julius Eugen Ruhl gehört ein kleines Konvolut von sieben Blättern zu Kirchenentwürfen des Koblenzer Architekten Johann Claudius von Lassaulx. Neben der Kirche St. Servatius in Güls, auf die sich sechs der sieben Zeichnungen beziehen, zeigt das vorliegende Blatt eine in drei Reihen untereinander angeordnete Abfolge verschiedener Kirchenbauten nach seinem Entwurf. Die Federzeichnung auf Transparentpapier entstand als Kopie einer Lithographie mit dem Titel "Die neuen Kirchen zu I Capellen, II Cobern, III Boos, IV Valwig, und V Waldesch". Durch die kombinierte Darstellung von Schnitten, Aufrissen der Hauptfassaden und Grundrissen können die Charakteristika der Kirchenarchitektur von Lassaulx schnell erfaßt werden. Lassaulx vordringliches Konstruktionsprinzip bestand in der Zusammensetzung von stereometrischen Formen. Die Kombination eines Kubus und eines in gleicher Breite angesetzten Halbzylinders (oder 3/8-Schlusses) für Langhaus und Chor ließ kompakte, geschlossene Kirchenbauten entstehen. Charakteristisch für die von Lassaulx entwickelten Sakralräume ist die besondere Raumwirkung in den als Saal bzw. Hallen angelegten Kirchen, die hervorgerufen wird durch ein schlankes Stützensystem, über dem der "weiche, eingehängte Raumdeckel" (Schwieger 1968, S. 180) zu schweben scheint. Zu den Seitenschiffwänden hin wird das Gewölbe zumeist von einem vorgeblendeten Gliederungssystem abgefangen, das auf das gotische Wandpfeilersystem zurückgeht. Zwar betrachtete Lassaulx den gotischen Baustil als die für den Kirchenbau würdigste Architektursprache, entsprechend der Zeitströmung verband er jedoch verschiedene architektonische Epochenmerkmale zu einer eigenen Körper- und Raumkomposition. "[...] das Gute aus allen Zeiten [dürfe benutzt und vereinigt werden], sobald es sich sonst zusammen verträgt" (zit. nach Schwieger 1968, S. 187). Das Äußere der Kirchenbauten kennzeichnen die durch Blendarkaturen gegliederten Fassaden.
Die Pfarrkirche von Valwig (hier Nr. IV) steht am Beginn der von Lassaulx entwickelten Konzeption und zeigt bereits deren wesentliche Charakteristika, einen aus stereometrischen Formen zusammengesetzten Kirchenbau mit Blendgliederung am Außenbau und Wandvorlagensystem im Innern. Die dreijochige, dreischiffe Hallenkirche mit rundem Chorschluß wurde in den Jahren 1824-1827 erbaut. Im Innern wird das Chorjoch von einer querrechteckigen Stutzkuppel überfangen. In ähnlicher Weise verfuhr Lassaulx beim Bau der katholischen Pfarrkirche St. Lubentius in Kobern (hier Nr. II) in den Jahren 1827-1829, die als rechteckiges Langhaus mit eingezogenem quadratischem Chor errichtet wurde. Auch hier überdeckt eine Stutzkuppel das Chorjoch. Für den Bau der katholischen Pfarrkirche St. Menas in Kappellen-Stolzenfels (hier Nr. I) entwarf Lassaulx eine kleine Saalkirche, deren Langhausmauern direkt in die Chorrundung übergehen. Der hölzerne Dachreiter auf quadratischer Grundfläche wird von einem nadelspitzen Helm bekrönt. Eine flache Holzdecke überspannt das Schiff. Die Fassaden zeigen rundbogige Blendarkaden in gestufter Anordnung. In den Jahren 1835/36 wurde die katholische Pfarrkirche St. Antonius in Waldesch (hier Nr. V) in Form eines rechteckigen Saalraums zu vier Achsen mit dreiseitigem Chorschluß errichtet. Im Nordwesten ist dem Bau ein viergeschossiger Turm auf querrechteckigem Grundriß vorgesetzt. Die offene Marienkapelle südlich des Turmes ist ebenso wie die Sakristei am Chor eine spätere Zutat. Zu den Kirchenbauten, die hier exemplarisch vorgeführt werden, gehört auch die katholische Pfarrkirche St. Bartholomäus in Boos (hier Nr. III), die in den Jahren 1836-1839 als fünfachsiges Schiff mit dreiseitigem Chorschluß ausgeführt wurde. 1896 erfolgten die Umgestaltung der ursprünglich flachen Holzdecke zu einem rautenförmigen Netzgewölbe und der Anbau einer Sakristei. Dieser Bauteil wurde in späterer Zeit häufig dem Bau hinzugefügt, womit Lassaulx' Konzeption eines kompakten Baukörpers verfälscht wurde. Lassaulx selbst tat sich schwer mit der Einbindung dieses Raumes in seine Entwurfsplanung (Schwieger 1968).
Das Transparentpapier ist auf einen dünnen Karton kaschiert, auf dem sich Studien zu gotischem Maßwerk befinden. Das Maßwerk aus sphärischen Dreiecken und Vierpässen ließe sich aufgrund der länglichen schmalen Form als Teil einer Maßwerkbrüstung denken.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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