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3.33.4.17 - Fritzlar, ehem. Stiftskirche St. Peter, Entwurf für Ausstattungsstücke, Vorder- und Seitenansicht



3.33.4.17 - Fritzlar, ehem. Stiftskirche St. Peter, Entwurf für Ausstattungsstücke, Vorder- und Seitenansicht


Inventar Nr.: L GS 15603
Bezeichnung: Fritzlar, ehem. Stiftskirche St. Peter, Entwurf für Ausstattungsstücke, Vorder- und Seitenansicht
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925)
Datierung: 19.02.1885
Geogr. Bezug: Fritzlar
Technik: Graphit, Feder in Schwarz und Rot
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 54,8 x 35,7 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "m", "1:10"
Beschriftungen: oben links: "1.2" (Farbstift in Rot)
oben rechts: "-Arm für einen Weihkessel- / Schränkchen und Schreibtisch / für Herrn Dechant Kreisler in Fritzlar-" (Feder in Schwarz und Rot)
unten rechts: "-Kassel-d-19-Februar 1885- / H Schneider." (Feder in Schwarz und Graphit)
in der Darstellung: "Boden in halber Höhe des Unterteils." (Graphit)
in der Darstellung rechts: "obere / 2 Schränkchen für / Kirchenbücher / die je: 0,26 breit, 0,40 hoch sind. / Breite aller Bücher in Reihe gestellt. / 0,87 / Breite soll sein / 1,42" (Graphit)
in der Darstellung unten: "Zwischenraum / soll sein 0,62" (Graphit)


Katalogtext:
Das Blatt versammelt jeweils zwei Aufrisse für den Arm eines Weihwasserkessels, einen neogotischen Schrank und einen neogotischen Schreibtisch - Entwürfe, die Schneider für den Fritzlarer Dechanten Kreisler 1885 anfertigte. Sie stehen damit in einer langen Reihe von Möbelentwürfen, die Schneider zwischen 1881 und 1891 für die Kirchengemeinde St. Peter oder unmittelbar für Dechant Kreisler vorlegte. Bezeugt sind in den Rechnungsbüchern der Gemeinde Entwürfe für einen neogotischen Tisch für die Schatzkammer und ein Pültchen für ein Meßbuch (1881), für Betpulte und eine Betbank (1886 und 1890), für Stempel (1886), für Kirchenbänke für die Kreuzkapelle am Kreuzgang (1887), für ein schmiedeeisernes Gitter für die Lourdes-Grotte (1889), für eine in Stein auszuführende Konsole nebst Baldachin für eine Marienfigur (1890), für einen kleinen Beichtstuhl (1890) und ein Missionskreuz (1890), für die Polychromie eines Altaraufsatzes für die Kreuzkapelle (1891) und für die Türen im Kreuzgang (1891). Die meisten Entwürfe wurden auch umgesetzt - einfachere Arbeiten durch Handwerker in Fritzlar, kompliziertere Stücke, bei denen Schneider die Herstellung überwachte, durch Schreiner Uthmann in Kassel.
Der Arm für einen Weihwasserkessel oben ist als Schmiedearbeit zu denken, ein auskragender, zinnengeschmückter Arm auf einer oben und unten mit Akanthusblättern ausgearbeiteten Zierplatte, an dessen Ende eine Lilie ausgearbeitet ist. Aus dieser Lilie wächst ein Haken, in den der Henkel eines Weihwassereimers eingehängt werden kann. Ein Viertelkreisbogen stützt den Arm; dessen Innenseite ist mit zwei kleineren Bögen und einer Lilie besetzt, der Zwickel mit Ranken und einem Dreipaßmotiv gefüllt. Unklar ist zum einen, ob der Weihwasserkessel bereits vorhanden war oder ob er Teil des Entwurfs ist, zum anderen, ob der Entwurf tatsächlich umgesetzt wurde, da sich ein derartiger Arm heute nicht mehr in Fritzlar befindet.
Der gotische Schrank hingegen, der in der Mitte des Blattes von vorne und von der Seite dargestellt ist, wurde 1886 von Schreiner Uthmann und Schlosser Lomb in Kassel ausgeführt. Wenn auch die Seitenteile und die massive Rückwand in einem Stück gearbeitet sind, gliedert sich der Schrank optisch doch in zwei Teile: einen offenen Unterbau, der unten durch ein Bodenbrett, an den vorderen Ecken durch zwei Säulchen mit mittigem Schaftring, hinten durch besagte Rückwand und oben durch zwei Schubladen begrenzt wird, und ein geschlossenes, kastenartiges Oberteil mit zwei quadratischen Türen links und rechts von einem mit reichem Blendmaßwerk gefüllten Zierstück. Die Beschläge der Schubladen und Türen sind kunstvoll ausgearbeitet, die Füllungen der Türblätter weisen Blendmaßwerke auf, die zwar beide aus einem Kreismotiv entwickelt, aber im Detail unterschiedlich gehalten sind. Die Seitenflächen weisen gefältelte Füllungen auf. Ein auskragendes Gesims schließt den Schrank nach oben ab.
Ob der Boden in halber Höhe des Unterteils, der gemäß Beischrift ausgeführt werden sollte, ursprünglich in Holz gedacht war, ist unklar. Heute ist an dieser Stelle ein Glasboden eingesetzt, der kaum belastet werden kann, da es sich um eine Fläche von mit Bleiruten verbundenen Glasscheiben handelt. Der Schrank steht heute in der Pfarrbibliothek im Obergeschoß des Kreuzgangs.
Große Aufmerksamkeit verwendeten Schneider und Kreisler auf den Schreibtischentwurf unten, da den Aufrissen mehrere Beischriften in Graphit und einzelne Maßangaben beigefügt sind. Auf einer tiefen Platte, an die drei Schubladen angearbeitet sind, die wiederum auf zwei Unterschränken ruhen, sitzt ein Bücherregal auf. Die Dreiteilung des Tisches wird in der Binnengliederung des Regals aufgenommen, drei Regalbretter stehen zur Aufnahme von Büchern zur Verfügung. Die Seiten des Tisches sind wie die Türen der beiden Unterschränke mit gefältelten Füllungen versehen, floral ausgezogene schmiedeeiserne Beschläge schmücken sowohl diese Türen wie auch die Schubladen. Die Seitenwangen des Regals weisen eine mit Schwüngen und Gegenschwüngen sowie feinen vorgelegten Säulchen bewegte Silhouette auf, Blendmaßwerke gliedern die Fläche.
Kreisler beabsichtigte, den Schreibtisch für seine Amtsgeschäfte intensiv zu nutzen, denn eine der Beischriften hält fest, daß das Regal zur Aufnahme der Kirchenbücher tauglich und somit mindestens 0,26 m tief und 0,40 m hoch zu sein hatte. Die geplante Breite des Schreibtisches wird mit 1,42 m, die Breite des Fußraums zwischen den Unterschränken mit 0,62 m angegeben.
Der Schreibtisch wurde im Februar/März 1886 unter Schneiders Aufsicht ebenfalls von Uthmann und Lomb in Kassel gearbeitet; er steht heute im Pfarrhaus.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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