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4.31.1.1 - Jüchen-Otzenrath, St. Simon und Thaddäus, Entwurf, Grundriß, Aufriß von Westen, Schnitt und perspektivische Ansicht



4.31.1.1 - Jüchen-Otzenrath, St. Simon und Thaddäus, Entwurf, Grundriß, Aufriß von Westen, Schnitt und perspektivische Ansicht


Inventar Nr.: L GS 15622
Bezeichnung: Jüchen-Otzenrath, St. Simon und Thaddäus, Entwurf, Grundriß, Aufriß von Westen, Schnitt und perspektivische Ansicht
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925), Architekt/-in
Datierung: 03.04.1867
Geogr. Bezug: Jüchen-Otzenrath
Technik: Graphit, rosa laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 41,3 x 59 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Fs. Rh"
Beschriftungen: oben links: "Entwurf II." (Graphit)
unten rechts: "Aachen ¾ 6[7] / H. Schneide[r]" (Graphit)
in der Darstellung: "Grundriß, Perspectivische Ansicht von Nord-Ost, Querschnitt C.D., West-Ansicht" (Graphit)


Katalogtext:
Das Blatt versammelt Grundriß und Schnitt, einen Aufriß der Westfassade sowie eine perspektivische Ansicht der von Schneider geplanten Pfarrkirche St. Simon und Thaddäus in Jüchen-Otzenrath.
Der Vorgängerbau war der Otzenrather Gemeinde zu klein geworden, und Pfarrer Sebastian Planker (1861-1872 in Otzenrath) strebte daher einen Neubau an. Zu Beratungen mit dem Pfarrer von Keyenberg und dem Aachener Kanonikus Franz Bock wurde im Frühjahr 1867 auf Betreiben Bocks auch Hugo Schneider hinzugezogen, der nach ersten, spontanen Skizzen mit der Ausarbeitung der Pläne beauftragt wurde. Noch im Jahre 1867 legte Schneider die Pläne vor. 1868 erteilten das Generalvikariat und die staatlichen Aufsichtsbehörden die nötigen Genehmigungen, und am 12. April 1869 erfolgte die Grundsteinlegung, zu der Schneider auch ein Stück einer Marmorplatte aus den römischen Katakomben beisteuerte, das er von seiner Italienreise mitgebracht hatte. Am 28. Oktober 1870 konnte der Hochaltar geweiht werden, was die Fertigstellung der Kirche voraussetzt (s. Hartmann 1996, S. 22 u. 58).
Schneiders Planung ist in hohem Maße originell und kennt im rheinischen Kirchenbau des Mittelalters wie des Historismus weder Vorgänger noch Nachfolger. Der Schnitt verdeutlicht die eigenwillige Raumkonzeption. Inspiriert wohl vor allem von mittelalterlichen Kapitelhäusern, wie er sie gleichfalls 1867 bei seinem Aufenthalt in England kennengelernt haben dürfte, gestaltet er einen achteckigen Kirchenraum mit Mittelsäule, die ein Sterngewölbe trägt. Flache Mauernischen in der Nord- und Südseite geben Raum für Beichtstühle.
Im Westen ist dem Raum eine querrechteckige Halle vorgelagert, die aber nur über den Gemeinderaum zugänglich ist. Im Osten ist ein längsrechteckiger Chor von anderthalb kreuzgratgewölbten Jochen angebaut. Die Nordost- und die Südostseite des Achtecks werden zu Kapellenchörchen mit 5/8-Schluß erweitert, während sich in der Nordwest- und der Südwestseite Seiteneingänge öffnen. An die Südseite des Chores grenzt eine gleichfalls achteckige Sakristei.
Im Außenbau werden die Wände durch ein umlaufendes Gesims auf Höhe der Sohlbänke der Kirchenfenster in einen geschlossenen Sockel und eine höhere, durchfensterte Zone geteilt, welche ihren Abschluß in einem Rundbogen- und Klötzchenfries unter der Traufe findet. Nur die Nebenchörchen sind aus diesem Gliederungsschema ausgenommen. Ein von einer Marienfigur bekröntes Zeltdach mit zwei Reihen von Dachgauben überdeckt das Oktogon; ein niedrigeres Walmdach schließt sich über dem Chor an. Die Traufe des westlich vorgelagerten Turmes erreicht die Höhe des Chordachs, das Walmdach über dem Glockengeschoß endet jedoch unterhalb der Spitze des Zeltdachs. Nur ein Dachreiter mit steiler Spitze ragt höher auf als die Marienfigur über dem Oktogon.
Wie schon das Achteck als Grundform so verweist auch die Westansicht auf das Aachener Münster: In den Diskussionen um den karolingerzeitlichen Aufriß des Aachener Westwerks legten Johann Peter Cremer und Ferdinand von Quast Rekonstruktionszeichnungen vor (s. Buch 1990, S. 129ff.), die über der großen, heute noch erhaltenen Konche ein niedriges Glockengeschoß zeigen, zu dem die flankierenden Treppentürme emporgeführt werden. Schneider entwirft für Otzenrath eine gedrungene Variante davon, wie sich aus dem Aufriß gut ablesen läßt. Nicht einmal das dreibahnige Fenster fehlt in der Spitzbogennische, die in Otzenrath die Aachener Konche andeutet.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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