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11.8.5.4 - Wettbewerbsentwurf für einen Kirchenbau, Ansicht der Westseite und Querschnitt



11.8.5.4 - Wettbewerbsentwurf für einen Kirchenbau, Ansicht der Westseite und Querschnitt


Inventar Nr.: L GS 15627
Bezeichnung: Wettbewerbsentwurf für einen Kirchenbau, Ansicht der Westseite und Querschnitt
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925), Zeichner/-in
Datierung: 1903
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit, Feder in Schwarz und Rot, hellblau laviert
Träger: Papier auf Karton
Wasserzeichen: -
Maße: 42 x 54 cm (Blattmaß)
Karton 55,5 x 64 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: oben links: "A / 1903 / D." (Feder in Schwarz)
oben rechts: "BL. IV." (Feder in Schwarz)
unter den Darstellungen: "ANSICHT DER WESTSEITE"; "QUERSCHNITT E/A. / BLICK NACH OSTEN."; "QUERSCHNITT MIT / VERAENDERTER HOEHENLAGE / DES HAUPTGESIMSES" (Feder in Schwarz)
in der Darstellung: "13,0 / MITTLERE HÖHE" (Feder in Rot)


Katalogtext:
Das Blatt versammelt eine Ansicht der Chorseite einer neogotischen Kirche, einen Schnitt mit Blick zur Orgelbühne und einen nur in den wesentlichen Linien gezeichneten Teilschnitt als Variante für die Gestaltung der seitlichen Emporenjoche. Es handelt sich um Blatt IV aus einer Folge von mindestens fünf Blättern, die einem Wettbewerb für einen protestantischen Kirchenbau zugeordnet werden müssen. Im Nachlaß Schneider sind zwei weitere Blätter dieser Entwurfsserie erhalten, nämlich die Blätter III und V (vgl. L GS 15609 u. L GS 15628).
Links auf dem Blatt ist ein Aufriß der Chor- oder Westseite der Kirche angelegt. Chor und Querhaus sind erkennbar; in den Zwickeln zwischen beiden Baukörpern sind links der Glockenturm, rechts eine niedrige Sakristei angebaut. Der Turm ist mitsamt eines chorseitig angebauten, sehr schlanken und durch eine Tür an dieser Seite erschlossenen Treppentürmchens so breit wie der nördliche Querhausarm. Die wenig durchfensterten Mauern des Turmes werden durch Kaffgesimse in vier Geschosse gegliedert. Das unterste läuft auf Höhe der Sohlbänke der Chorfenster um den ganzen Bau herum, das zweite auf Höhe der Traufe, das dritte, das den Anfang des Glockengeschosses markiert, umschließt den Turm auf Höhe des Firstes des Kirchendachs. In die Mauern der unteren drei Geschosse sind auf den freistehenden Turmseiten kleine Rundbogenfenster angelegt, im Glockengeschoß ein doppeltes Rundbogenfenster als Schallarkade. Eine leicht vorkragende Galerie bildet den oberen Abschluß des Turmstumpfs und trägt ein zurückspringendes Sockelgeschoß mit Uhrengiebeln, das von vier pavillonartig geöffneten Nebentürmchen mit Kegeldächern begleitet wird und einen achtseitigen Turmhelm trägt.
Der Chor mit polygonalem Chorschluß weist über dem hohen Sockelgeschoß große, zweibahnige Fenster mit einem Maßwerktondo im oberen Abschluß auf, mehrfach abgetreppte Strebepfeiler sind den Ecken vorgelegt, ein Rundbogenfries, der auch an der Westfassade des Querhauses angelegt ist, vermittelt zum Traufgesims, über dem das hohe, von einer Gaubenreihe durchbrochene Dach anschließt, dessen Firstende über dem Chor mit einem schmiedeeisernen Kreuz betont ist. Im Unterschied zur perspektivischen Ansicht des Baues (L GS 15609), die in den Dachflächen des Chorpolygons drei Gauben zeigt, ist hier nur eine angelegt, und zwar in der Mittelachse der Kirche. Das Dach des Querhauses ist zudem etwas niedriger als das des Langhauses.
An der Südseite des Chores ist die Sakristei angebaut. Sie tritt nicht über den Giebel des Querhauses hinaus vor, ihre Traufe setzt auf der Höhe der Sohlbänke der Chorfenster an. Ein hohes Walmdach mit Gaube überdeckt den eigentlichen, mit zwei Rundbogenfenstern versehenen Sakristeiraum, während ein kurzer Verbindungsbau mit Pultdach die Eingangstür aufnimmt. Die westliche Querhauswand wird ebenfalls durch ein zweibahniges, den Chorfenstern nachempfundenes Maßwerkfenster durchlichtet, wenn auch die unteren Fensterfelder durch das Pultdach des Sakristeianbaus verdeckt sind.
Der Querschnitt durch das Kirchenschiff zeigt vor der Giebelwand der Eingangsfassade eine breit gelagerte Orgel, deren neogotisches Gehäuse Rücksicht auf die Gruppe dreier Maßwerkfenster nimmt, die über dem Hauptportal angelegt ist: Der Orgelprospekt türmt sich links und rechts der Fenster auf. Entsprechend dem etwas höheren mittleren Maßwerkfenster ist auch der Prospekt in der Mittelachse etwas höher. Die Orgel steht auf einer hölzernen Empore, die kantige Pfeiler mit Knaggen stützen. Zwei schmale, mit Emporen versehene Seitenschiffe fassen das breite Hauptschiff zu beiden Seiten ein; die Emporenbrüstungen ragen ein Stück weit über die Arkaden vor.
Den ganzen Kirchenraum überspannt ein einziges großes Gewölbe, das zu den Emporenarkaden weit heruntergezogen ist, da es nicht in den Dachraum ausgreift. Über den Emporen sind - in großer Höhe - nur leicht gewölbte Decken eingezogen, die Durchgänge zwischen den einzelnen Jochen sind schmal gehalten, was darauf hindeutet, daß Schneider in konstruktiver Hinsicht eine Wandpfeilerkirche entwarf. Der Dachstuhl sitzt auf den Arkaden des Mittelschiffs auf; über den einzelnen Jochen des Seitenschiffs sind L GS 15628 zufolge eigene Dachhäuser angelegt, das Dach zwischen diesen ist abgeschleppt.
Am rechten Blattrand zeichnet Schneider eine Variante zu seinem Entwurf, in der die Fassaden der Kirche bei gleicher Höhe des Hauptschiffs etwa einen Meter niedriger gehalten sind. Eine nachträglich in roter Tinte angebrachte Maßangabe ("13,0 mittlere Höhe") an der Außenwand gibt den einzigen Anhaltspunkt für die Maßverhältnisse des projektierten Baues, da keines der erhaltenen Blätter mit einem Maßstab versehen ist. Demnach sind die Aufrisse und Schnitte im Maßstab 1:200 angelegt.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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