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4.12.1.1 - Braunschweig, Residenzschloß, Erdgeschoß, Vestibül, Tisch und Stuhl, perspektivische Ansicht



4.12.1.1 - Braunschweig, Residenzschloß, Erdgeschoß, Vestibül, Tisch und Stuhl, perspektivische Ansicht


Inventar Nr.: Marb. Dep. 106,1
Bezeichnung: Braunschweig, Residenzschloß, Erdgeschoß, Vestibül, Tisch und Stuhl, perspektivische Ansicht
Künstler: Georg Jatho (1810 - 1851), Zeichner/-in
Datierung: 1840
Geogr. Bezug: Braunschweig
Technik: Graphit
Träger: Papier auf Karton
Wasserzeichen: "J WHATMAN / TURKEY MILL / 1835"
Maße: 22,4 x 29 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: in der Darstellung: "1. / 2." (Graphit)
in der Darstellung: "Von Eichenholz und gefirnisst." (Graphit)
auf dem Karton: "Vestibule." (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Das Mobiliar in der Braunschweiger Residenz war überwiegend im Stil des Spätempire ausgeführt. Dabei griff Ottmer auf Gestaltungselemente seines Berliner Lehrers Schinkel zurück, dessen Entwurfskonzept bei verschiedenen Sesseln und Sofas deutlich durchscheint. Eine Abweichung von diesem Gestaltungsprinzip findet sich bei dem hier vorliegenden Stuhl und dem Tisch, die der Beschriftung zufolge zur Ausstattung des Vestibüls gehörten.
Das Hauptgestaltungsmerkmal des Stuhles, der zur Präsentation ebendieses Details in perspektivischer Vorderansicht gezeigt wird, ist eine Rückenlehne aus geometrischem und geschweiftem Bandwerk im Stil der Spätrenaissance mit einem wohl reliefierten Mittelfeld mit dem Braunschweigischen Staatswappen. Diesem Stilbild sind auch die Materialverwendung und die Bearbeitung des gefirnißten Eichenholzes geschuldet. Der obere Teil steht mit dem Unterbau in keiner überzeugenden Synthese. Die konisch sich verjüngenden Vorderbeine enden in einer geriffelten keulenartigen Verdickung, auf der die abgerundete Frontzarge aufliegt. Die Hinterbeine sind vierkantig ausgestellt. Die konische Beinform ist das verbindende Gestaltungsmerkmal zwischen Stuhl und Tisch, wobei dem Bein jeweils noch eine geriffelte Manschette aufsitzt. Die Tischzargen sind mit einem Mäanderrelief im Stil des 'goût grec' verziert, aufgesetzte Blüten schmücken die blockartigen Ecken.
Zwei Exemplare dieses Tisches sind erhalten und befinden sich heute im Depot des Braunschweigischen Landesmuseum (Wedemeyer 2000, Kat.Nr. 265 u. 266; frdl. Hinweis von Bernd Wedemeyer). Zwischen der Zeichnung und dem existierenden Stück fallen Unterschiede auf. So sind die konischen Beine kanneliert und enden nicht in einer keulenartigen Verdickung, sondern die geriffelte Manschette in Blattform liegt direkt auf. Zudem fehlt die Eckverzierung des Tisches mit einem Blütenornament bei den vorhandenen Stücken. Es könnte sich hier um eine Ungenauigkeit von Jatho oder im Fall des fehlenden Blütenornaments um einstmals aufgeleimte und heute fehlende Teile handeln. Sowohl die Verdickung wie die Eckzargenverzierung finden sich an einem erhaltenen Schreibtisch aus der herzoglichen Wohnung (Wedemeyer 2000, Kat.Nr. 259), den Wedemeyer mit Vorbehalt auf einen Entwurf von Constantin Uhde zurückführt. Uhde hatte sich bei seiner Gestaltung stark auf die alten Entwürfe von Ottmer bezogen.
Von dem Stuhl existierte vor dem Zweiten Weltkrieg lediglich eine Photographie (Wedemeyer 2000, Abb. 267.1). Auch sie zeigt Unterschiede zu der vorliegenden Zeichnung, wobei die auffälligste Abweichung in der schlankeren und z. T. durchbrochen gearbeiteten Rückenlehne zu sehen ist. Insgesamt betrachtet überwiegen jedoch die Übereinstimmungen, so daß nicht von einer leicht abgewandelten Nachbildung des hier vorliegenden ursprünglichen Ottmer-Entwurfs (bzw. seiner Werkstatt) gesprochen werden kann. Damit müssen die Stücke dem Ottmer-Bau zugerechnet werden und, entgegen der Angabe von Bernd Wedemeyer, in die zweite Hälfte der 1830er Jahre datiert werden.
Zu dem Ensemble gehörte ehemals auch eine viersitzige schlichte Holzbank, die Wedemeyer ohne Kenntnis der vorliegenden Zeichnung zu Recht dem "halböffentlichen Bereich der Vestibüle im Erdgeschoß" zuschreibt (Wedemeyer 2000, S. 415, Kat.Nr. 267).
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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