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4.12.1.2 - Braunschweig, Residenzschloß, Erdgeschoß, Speise- und Gartensalon, Sofa und Stuhl, perspektivische Ansicht



4.12.1.2 - Braunschweig, Residenzschloß, Erdgeschoß, Speise- und Gartensalon, Sofa und Stuhl, perspektivische Ansicht


Inventar Nr.: Marb. Dep. 106,2
Bezeichnung: Braunschweig, Residenzschloß, Erdgeschoß, Speise- und Gartensalon, Sofa und Stuhl, perspektivische Ansicht
Künstler: Georg Jatho (1810 - 1851), Zeichner/-in
Datierung: 1840
Geogr. Bezug: Braunschweig
Technik: Graphit
Träger: Papier auf Karton
Wasserzeichen: -
Maße: 22,4 x 29 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: in der Darstellung: "3. / 4." (Graphit)
in der Darstellung: "Von Mahagoniholz - die Polster von rothem Saffian." (Graphit)
auf dem Karton: "Speise- und Gartensalon." (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Nur der Stuhl auf der vorliegenden Zeichnung läßt sich zweifelsfrei mit einem erhaltenen Möbelstück in Übereinstimmung bringen. Der Mahagoni-Stuhl auf gerade-konischen mit Blattmanschetten verzierten Vorderbeinen und ausgestellten, vierkantigen Hinterbeinen weist eine Seitenrahmenkonstruktion auf. Das aus rotem Saffianleder geformte, gesteppte Sitzpolster liegt zwischen den Seitenbrettern und nicht auf dem Zargenkranz auf. Die Hinterbeine gehen im Gegenschwung in die Rückenlehne über, die nach innen gebogen zu einer mittigen Volute mit Palmette ausläuft. Eine ähnliche Verzierung umfaßt das gepolsterte Rückenbrett auch unten (Wedemeyer/Willemsen 2000, S. 233f.; Himmelheber 1973, S. 562). Während bei dem größten Teil des Mobiliars Formen des Spätbiedermeiers vorherrschen, wird dieser Entwurf von Elementen des Neorokoko dominiert.
Das Möbelinventar aus dem Jahr 1917 verzeichnet unter der Nr. 1565-1688: "118 Stühle. mahagoni, mit rotem Saffian bezogen, I. 28, Weißer Saal (Süd/5)" (Wedemeyer/Willemsen 2000, S. 233). Demnach befand sich diese Stuhlgruppe zu Beginn des 20. Jahrhunderts im großen Ecksaal im Südflügel der Beletage. Wedemeyer und Willemsen ordneten den Stuhl in ihrer Arbeit zur Braunschweiger Hofkultur ehemals dem Gesellschafts- und Festsaalbereich zu und vermuteten hier eine ursprüngliche Aufstellung im Schloßtheater, das 1877/80 geschlossen wurde (Wedemeyer/Willemsen 2000, S. 215). Nach einem Photo aus dem Jahr 1925 befand sich eine große Anzahl dieser Stühle im Großen Ballsaal des Schlosses, der zu dieser Zeit als Spielstätte des Kleines Hauses des Braunschweiger Staatstheaters genutzt wurde (Wedemeyer/Willemsen 2000, S. 234, Abb. 129.1). Der Beschriftung auf dem Karton zufolge gehörte das Stuhlmodell jedoch zur Ausstattung des Speise- und Gartensalons im Erdgeschoß.
Das zum Stuhl zugehörige Polstersofa zeigt einen kastenförmigen Unterbau mit rechteckiger Felderung auf einem niedrigen Sockel. Die einzelnen Felder sind mit einem wohl textilen Bezug versehen, der plisseeartig von den Außenseiten zum Mittelpunkt gespannt ist. Rücken- und Armlehnen bestehen aus einem in einen Rahmen eingepaßten Polster, das wie bei dem Stuhl mit rotem Ziegenleder bezogen und mit eingezogenen Knöpfen besetzt ist.
Georg Ludwig Friedrich Laves übernahm diesen Seitenrahmenstuhl als nahezu wörtliches Zitat für die Ausstattung des "Dunkelblauen Zimmers" in der Beletage des Alten Palais in Hannover. Eine eigenhängige Zeichnung von Laves, die den übernommenen Entwurf zeigt, ist übertitelt als "Nach dem Braunschweiger Modell" (Dann 1996, S. 62f. u. Abb. 19).
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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