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4.12.1.7 - Braunschweig, Residenzschloß, Beletage, Audienzzimmer, Kanapee, perspektivische Ansicht



4.12.1.7 - Braunschweig, Residenzschloß, Beletage, Audienzzimmer, Kanapee, perspektivische Ansicht


Inventar Nr.: Marb. Dep. 106,7
Bezeichnung: Braunschweig, Residenzschloß, Beletage, Audienzzimmer, Kanapee, perspektivische Ansicht
Künstler: Georg Jatho (1810 - 1851), Zeichner/-in
Datierung: 1840
Geogr. Bezug: Braunschweig
Technik: Graphit
Träger: Papier auf Karton
Wasserzeichen: nicht ermittelbar
Maße: 22,4 x 29 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: in der Darstellung: "13." (Graphit)
in der Darstellung: "Von Palisanderholz - der Ueberzug: dunkelblaue Seide mit weissem Muster." (Graphit)
auf dem Karton: "Audienzzimmer." (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Für das Audienzzimmer des Braunschweiger Schlosses waren Kanapees aus einem filigranen Rahmengerüst entworfen worden, deren S-förmige Rückenlehne die immer wiederkehrende Sesselstruktur zu rezipieren scheint. Das Kanapee steht auf astartigen Hinterbeinen und auf Vorderbeinen in der Gestalt von Löwenmonopodien. Die spindelförmig gepolsterten Armlehnen enden in Löwenköpfen, die auf bauchigen, S-förmigen, etwas ungelenken Leibern sitzen. Die fragilen, vegetabil geformten Seitenzargen werden mittig durch ein sternförmiges Ornament betont. Die ausgestellten Hinterbeine gehen direkt in die senkrechten Schenkel der Rückenlehne über, die im S-Schwung nach innen gebogen und von einem Rundstab mit Endstücken in Form von Pinienzapfen durchbohrt wird.
In seiner ungewöhnlichen Struktur fällt das Kanapee aus der Gruppe der von Jatho dokumentierten Stücke ebenso heraus wie aus der Gruppe der noch erhaltenen Möbel. Bemerkenswert sind die hier ausgearbeiteten Löwenköpfe, deren Verwendung üblicherweise als Hoheitszeichen gedeutet werden kann. Zwei erhaltene Sessel mit Löwenköpfen an den Armlehnen bringt Wedemeyer mit der Ausstattung des Thronsaals in Zusammenhang, in dem sechs Armlehnsessel belegt sind (Wedemeyer 2000, S. 205f., Kat.Nr. 114). Leider ist der Thron, der zu der Erstausstattung des Ottmer-Baues gehört hat, nicht erhalten. Es ist jedoch anzunehmen, daß er - ähnlich wie die zeitlich vergleichbaren Stücke aus Schloß Wilhelmshöhe, dem Schloß in Karlsruhe oder der Münchener Residenz - entsprechende Herrschaftszeichen aufwies. Das für das Audienzzimmer dokumentierte Kanapee ließe sich dieser rekonstruierten Gruppe repräsentativer 'Herrschaftsmöbel' schlüssig zuordnen.
Anregung für die Gestaltung der Stützen könnte sich Ottmer bei der von Schinkel entworfenen Rundbank auf der Gartenterrasse von Schloß Charlottenhof (s. Sammlung architectonischer Entwürfe, 18. Heft, Bl. 109) geholt haben, deren vordere Ecken Löwenmonopodien zeigen. Diese Rezeption entspräche zudem der Vorbildfunktion der Entwürfe Schinkels, die bei der Gestaltung anderer Sitzmöbel nachgewiesen werden konnte.
Einen Einfluß auf die Gestaltung könnten jedoch auch die Entwürfe von Johann Conrad Bromeis genommen haben. Daß auf Bauprojekte und deren Ausstattung reagiert wurde, führt das Skizzenhaft Jathos ja nachdrücklich vor Augen. So befanden sich an den Sofabänke im Blauen Saal des Roten Palais in Kassel Löwenmonopodien an deren vorderen Ecken. Die vollplastischen Löwenkörper wuchsen aus einer Pranke hervor, ihre Flügel bildeten zugleich die Seitenlehnen der Sofabänke. Vorbildhaft für diese um 1825 entstandenen Möbel war der "grand fauteuil de bureau" aus dem "Recueil" von Percier und Fontaine (Percier/Fontaine 1801-1812, Taf. 6; zit. nach Bidlingmaier 2000, S. 231).
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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