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11.12.3.1 - Entwurf eines Bühnenbilds mit einem barocken Innenraum, perspektivische Ansicht



11.12.3.1 - Entwurf eines Bühnenbilds mit einem barocken Innenraum, perspektivische Ansicht


Inventar Nr.: GS 18411
Bezeichnung: Entwurf eines Bühnenbilds mit einem barocken Innenraum, perspektivische Ansicht
Künstler: unbekannt
Datierung: um 1750
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit, Silberstift
Träger: grundiertes Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 35,7 x 50,8 cm (Blattmaß)
33,4 x 50,2 cm (Darstellungsmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: in der Darstellung: "HAC DUCE HAC COMITE TOT INTER ASPERA FIRMI" (Graphit)


Katalogtext:
Die auf ein Pergament aufgebrachte Graphitzeichnung zeigt den perspektivischen Blick in einen barocken Innenraum, den der Betrachter von einer Raumecke aus einsieht. Der hohe, auf polygonaler Grundfläche angelegte Saal wird durch korinthische Säulen und Pilaster gegliedert, denen ein breites Konsolgesims auflagert, über dem sich das Deckengewölbe erstreckt. Die Interkolumnien sind mit hohen Nischen ausgefüllt, vor denen sich in zwei Zonen unterteilte figurale Szenerien präsentieren. Zunächst lassen die kolossale Säulenordnung und die diffizile Gewölbekonstruktion aus Tonne- und Kuppelstruktur an eine barocke Kirche denken. Bei näherer Betrachtung erweist sich die Darstellung als eine Phantasiearchitektur im höfischen Umfeld. Am linken Blattrand befindet sich eine doppelflügelige Tür mit üppiger Supraporte, deren szenische Darstellung zusammen mit einem Bildnismedaillon eine Herrscherapotheose vermuten läßt. Auch die in eine flache Rundbogennische eingestellte Figurengruppe kann in diesem Kontext gesehen werden. In der rechten Blatthälfte führt eine Raumflucht auf eine hohe Rundbogenöffnung zu, wo die zart angedeutete Darstellung eines Springbrunnens einen Blick in die Außenanlage des Gebäudes gewährleistet.
Im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe befindet sich ein vergleichbares Blatt, das in beinahe gleichem Größenmaß mit nur wenigen Abweichungen (Fußbodenstruktur, Schriftfeld über dem Türsturz und reichere Deckenornamentik bei dem Kasseler Blatt) ebendiesen barocken Innenraum veranschaulicht. Michaela Völkel interpretiert das Hamburger Blatt als Bühnenbildentwurf in der Tradition der "scena per angolo", die der italienische Bühnenbildner Ferdinando Galli-Bibiena im Jahr 1687 zum ersten Mal anwendete. Diese malerische Bühnentechnik, die den Zuschauer viel stärker in das Geschehen auf der Bühne integriert, als dies bei den zentralperspektivisch angelegten Szenographien gelang, war in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts maßgebend für die Bühnen der europäischen Theater und Opernhäuser (Katalog Hamburg 2003, S. 34 mit Abb. 30).
Völkel verortet das Blatt im deutschen Kunstraum, dem auch die hier vorliegende Zeichnung zugeordnet werden kann. In welchem Zusammenhang die beiden Blätter stehen, ist indes noch ungeklärt. Möglicherweise gehen beide auf ein noch zu identifizierendes Vorlagenwerk zurück. Bemerkenswert an dem Kasseler Blatt ist der Träger Pergament.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 20.09.2017



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