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12.15.15.7 - Studie einer Kathedrale nach M.-J. Peyre, Grundriß



12.15.15.7 - Studie einer Kathedrale nach M.-J. Peyre, Grundriß


Inventar Nr.: L GS 15071
Bezeichnung: Studie einer Kathedrale nach M.-J. Peyre, Grundriß
Künstler: Johann Heinrich Wolff (1753 - 1801), Zeichner/-in
Datierung: 1788 (nach)
Geogr. Bezug:
Technik: Feder in Grau, schwarz laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: "C & I HONIG"
Maße: 46,4 x 43,1 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "pieds de france."
Beschriftungen: oben rechts: "Bl. 202." (Feder in Rot)
unten rechts: "JHWolff architecte" (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Als eine der besten Nachzeichnungen Johann Henrich Wolffs entstand dieses Blatt mit der Darstellung eines Zentralbaus nach der Vorlage eines Wettbewerbsbeitrags von Marie-Joseph Peyres für den Prix de Rome im Jahr 1765. Unter dem Titel"„PLAN D'UNE ÉGLISE CATHÉDRALE / ET DEUX PALAIS, / l'un pour L'Archevêché, l'autre pour les Chanoines" ist der Entwurf in Peyres Hauptwerk "Oeuvre d'architecture" (Peyre 1765, Taf. 13) vertreten. Hatte Peyre zusätzlich zu dem in der Aufgabenstellung geforderten überkuppelten Kathedralbau ("Une Dôme d'une église catédrale") zwei Palaisbauten für den Erzbischof und die Domherren ergänzt, so konzentriert sich Wolff bei seiner Nachzeichnung auf den Kathedralentwurf.
Der Entwurf Peyres nimmt Bezug auf den Zentralbauplan für St. Peter in Rom, der ausgehend von der Form eines griechischen Kreuzes eine Symmetrie zu den Hauptachsen wie zu den Diagonalen gewährleistet. Peyre verband dieses Konzept Bramantes mit den Maßgaben der Veränderung durch Michelangelo und paßte sie einem kreisrunden Grundriß an. Die Vierungskuppel geht ebenso wie die den Diagonalen zugeordneten Zentralräume auf das Bramante-Projekt zurück. Die Konstruktion von massiven Zentralpfeilern - wobei jedoch die Bausubstanz von Peyre durch einen querovalen Innenraum und schmale Erschließungskorridore weitgehend aufgelöst wird -, von Nebenkuppeln in den Diagonalen und von einem Säulenportikus über einer Freitreppe kennzeichnet dagegen die Veränderungen Michelangelos. Um einen runden Umriß zu erreichen, mußte Peyre die Nebenräume näher an den Mittelpunkt rücken und die Kreuzarme verkürzen. Diese enden dann nicht wie bei den beiden italienischen Baumeistern in Apsiden, sondern in Rechteckräumen, die von Säulenstellungen eingefaßt werden. Durch die vier symmetrisch ausgerichteten Säulenportiken ergibt sich jedoch erneut eine Kreuzform. Als ein neuerliches Zitat wirken die den Bau umrahmenden Kolonnaden, die Berninis Lösung für den Petersplatz in den Entwurf einbringen. Marie-Joseph Peyre gilt als erster Architekt, der die eingeschränkte akademische Tradition in einem umsetzbaren, einheitlichen Stil verarbeitete. Trotz des Studiencharakters eines derartigen Entwurfs sollte Peyre bei der Realisierung seiner späteren Projekte an einigen Grundelementen festhalten, wie dem Symmetriekonzept, dem weitreichenden Einsatz von Kolonnaden und der Zentralraumidee (Braham 1980, S. 85).
Insbesondere das hier umgesetzte Zentralbauprinzip hat Wolff immer wieder beschäftigt, seine wenigen eigenständigen Entwürfe zielen auch darauf ab. So deutlich diese Zeichnung auf den Entwurf von Peyre zurückzuführen ist, so sind an einigen Punkten Abweichungen zu konstatieren. Statt die Kuppelkonstruktion von der kreisrunden Vierung aufsteigen zu lassen, gibt Wolff einen oktogonalen Vierungsgrundriß vor, der sich ebenso wie die Struktur der Diagonalkapellen stärker als bei Peyre an den Bramante-Grundriß von St. Peter anlehnt. Daneben variiert Wolff einige Korridorstrukturen, indem er den schlauchförmigen Grundriß in einen halbkreisförmigen überführt und so weitere Nischen schafft.
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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