11.2.11.1 - Entwurf zu einem Zentralbau mit rundem Hauptsaal, Grundriß

Katalogtext:
Johann Henrich Wolff erarbeitete mit diesem Blatt einen Zentralbau in Anlehnung an Palladios Villa Rotonda. Statt eines allseitig gleichen Baukörpers findet sich hier jedoch ein kompakter längsrechteckiger Bau, dessen Breite fast vollständig von einem kreisrunden Saal eingenommen wird. An allen vier Seiten sind dem Bau Treppenpodeste vorgelagert, wobei die Haupteingänge den Längsseiten zugeordnet und durch Mittelrisalite akzentuiert werden. Auf deren Breite beziehen sich die Treppenpodeste, die im Vergleich zu den Schmalseiten weiter vorgezogen sind. Die um den zentralen Saal angelegte Raumfolge bildet nur in den Gebäudeecken für Wohnzwecke nutzbare Räume aus, die von der Längsseite durch jeweils ein Fenster belichtet werden. Zwischen Saal und Risalit liegen fensterlose Zwickelräume. Da an diesen Stellen keine Treppen eingezeichnet sind - die Villa Rotonda zeigt diese Anordnung -, muß wohl von einem eingeschossig konzipierten Bau ausgegangen werden. Eine Nutzung als Gedenk- oder Ehrentempel ist am ehesten denkbar.
Mit dieser Zeichnung liegt einer der wenigen eigenständigen Entwürfe von Johann Henrich Wolff vor, wie die falsch gebildete Verbform ("invenet") des lateinischen Wortes "invenire" (erfinden) neben der Signatur in der rechten unteren Blattecke verdeutlicht. Sie ist als Ergebnis umfangreicher Studien zu werten. Viele seiner nach Vorlagen gearbeiten Zeichnungen behandeln Zentralbaukonzepte, so daß ihm ein besonderes Interesse an dieser Baugestalt attestiert werden kann.
Stand: September 2004 [MH]