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5.7.19.1 - Paris, Église de la Sorbonne nach J. Marot (?), Grundriß



5.7.19.1 - Paris, Église de la Sorbonne nach J. Marot (?), Grundriß


Inventar Nr.: L GS 15092
Bezeichnung: Paris, Église de la Sorbonne nach J. Marot (?), Grundriß
Künstler: Johann Heinrich Wolff (1753 - 1801), Zeichner/-in, fraglich
Datierung: um 1790
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit, Feder in Schwarz und Grau
Träger: Papier
Wasserzeichen: "C & I HONIG"
Maße: 43,4 x 27,2 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Toises"
Beschriftungen: oben rechts: "Bl. 198" (Feder in Rot)


Katalogtext:
Das Blatt zeigt den Grundriß der Pariser Église de la Sorbonne. Der von Jacques Le Mercier entworfene Longitudinalbau mit Kuppelvierung wurde von 1627 bis 1642 auf der Grundlage eines Kreuzes errichtet, wobei die Winkel durch längsgerichtete Kapellen gefüllt sind. Die Grundrißgestalt zitiert Rosato Rosatis Kirche S. Carlo ai Catinari, die Le Mercier bei einer Romreise 1607-1614 kennengelernt hatte. Ein Charakteristikum des Entwurfs bildet die doppelte Eingangssituation, einerseits vom Hof des Kollegs und andererseits von der Straße aus. Dabei ist die Fassade zur Hofseite mit dem weit vorgerückten, von zehn Säulen getragenen Portikus, der von einer hohen Freitreppe aus zugänglich ist, deutlich als Hauptfront ausgebildet. Dahinter tritt die Fassadengestaltung der Straßenseite zurück. Die besondere historische Bedeutung der Kirche liegt in der mit ihr verbundenen Stiftung Armand-Jean Du Plessis de Richelieu, des späteren Kardinals und ersten Ministers von Frankreich, begründet, der sie zu seiner Grablege bestimmte (Boinet 1962, S. 209f., 217-221).
Die Federzeichnung entstand vermutlich nach einem Kupferstich im "Petit Oeuvre d'Architecture" von Jean Marot (Marot 1764, Taf. 76: "Plan de l'Eglise de Sorbonne de Paris / par Jacques le Mercier"), der eine ähnlich differenzierte und sparsam angelegte Darstellung der architektonischen Details präsentiert. Abweichungen finden sich bei der Säulenzahl des Portikus, die hier auf acht reduziert wurde, und bei der Säulenstellung der Chorapsis, die von der Rückwand gelöst gradlinig in den Chorraum geschoben ist.
Zwar gehört das Blatt zum Wolff-Nachlaß, eine direkte Zuschreibung an ein Familienmitglied ist jedoch schwierig. Für Johann Henrich Wolff spräche das Motiv der Kuppelvierung, für das er, wie andere ihm sicher zugeschriebene Blätter zeigen, großes Interesse zeigte. Auch das Vorlagenwerk des "Petit Marot" kann mit seiner Arbeit in Zusammenhang gebracht werden. Im Rahmen seiner Studien fertigte er die Nachzeichnung eines Palaisaufrisses nach diesem Werk an (L GS 15202). Eine Verbindung zu Johann Henrich Wolff deutet sich auch durch die Vorgehensweise an, in Details von der Vorlage abzuweichen. In gleicher Weise verfuhr er bei vielen seiner Nachzeichnungen. Dagegen kann die feine, nicht sehr feste Federführung mit dem in Graphit vorgearbeiteten Hilfsliniengerüst, die zusammen mit einem in gleicher Manier ausgeführten "Toises"-Maß der Darstellung eines Belvedere-Entwurfs entspricht (L GS 15091), in den anderen Arbeiten Johann Henrich Wolffs nicht nachgewiesen werden. Gegen seine Autorschaft spricht auch das Anfertigen einer Zeichnung ohne jegliche malerische Effekte.
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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