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12.5.6.4 - Entwürfe zu Villen, Grund- und Aufriß



12.5.6.4 - Entwürfe zu Villen, Grund- und Aufriß


Inventar Nr.: GS 6244
Bezeichnung: Entwürfe zu Villen, Grund- und Aufriß
Künstler: Heinrich Christoph Jussow (1754 - 1825), Zeichner/-in
Datierung: 1783-1786
Geogr. Bezug:
Technik: Feder in Braun
Träger: Papier
Wasserzeichen: "J B"
Maße: 21,3 x 34,8 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: mittig links: "a ist eine bedeckte / vestibule die in / der bel Etage eine platte / forme bildet und von / oben Licht bekomt." (Feder in Braun)
unten rechts: "im Souterrain die Küche und die Officen / im Rez de Chaussee entweder die oben bemerkten Zimmer, / oder blos Paradezimmer, alsdann kommt das Wohn Apar- / tement in die bel Etage, in welcher auf jeden Fall Wohn- / zimmer angebracht werden." (Feder in Braun)


Katalogtext:
Die Entwürfe auf der linken Blatthälfte, die mit "A" gekennzeichnet sind, variieren wie GS 6269 den Entwurf von Sebastiano Serlio (1475-1554) im Anschluß an den Palazzo Poggio Reale (Serlio 1619, S. 121), dessen Kennzeichen ein quadratischer offener Innenhof ist, umgeben von zweistöckigen Hallen und quadratischen Baukörpern an den vier Ecken. Bei Jussow ist die Form des Säulenhofs durch Treppen in den Ecken kreuzförmig ausgebildet. Eine durchgestrichene Variante gibt ihn rund wieder. Der Aufriß wird dominiert von der zentralen Kuppel mit Tambour, eine entscheidende Abwendung von Serlios Entwurf.
Der zweite Entwurf auf der linken Seite, dessen Grundriß handschriftlich erläutert ist, variiert palladianische Motive. Der hervorgehobene Mittelteil enthält über einer Loggia, einem "bedeckten Vestibül", ein Geschoß mit einem Fenster in Form des Palladiomotivs und darüber ein Dachgeschoß mit Loggia, das jeweils seitlich von einem Palladiomotiv begleitet wird. Die beiden rahmenden Treppenaufgänge zur Loggia, die in der Mitte Raum für den Eingang zum Sockelgeschoß lassen, erscheinen auch auf der Aufrißstudie GS 6246, die ebenfalls palladianische Motive verwendet.
Beim Entwurf auf der rechten Seite fällt das zentrale Mittelmotiv der Villa auf einem auffällig geböschten, rustizierten Sockel ins Auge. Es handelt sich um ein konkaves einschwingendes Halbrund mit vorgelegten Säulen. Davor ist eine konvex ausschwingende Freitreppe angebracht, die das Kreismotiv aufgreift und komplettiert. Wie bei GS 6251 entwarf Jussow eine Variante zum Mittelrisalit von Peyres Hôtel de Condé, das 1765 publiziert wurde (vgl. Braham 1980, Abb. 108). Das offene Säulenhalbrund hat seinen Vorläufer in dem Rundtempel des Vestibüls in Schloß Montmusard, den De Wailly als Gegengewicht zum ebenfalls runden Salon einsetzte (vgl. Katalog Paris 1979, S. 42, Abb. S. 57).
Der offensichtliche Studiencharakter dieser Zeichnungen macht eine Datierung in die Zeit zwischen 1783 und 1786 plausibel.

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999 CD-Rom [UH]


Literatur:
Katalog Kassel 1999/CD-Rom


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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