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3.40.1.1 - Großkrotzenburg, St. Laurentius; Hanau, St. Mariae Namen, Entwurf, perpektivische Ansicht



3.40.1.1 - Großkrotzenburg, St. Laurentius; Hanau, St. Mariae Namen, Entwurf, perpektivische Ansicht


Inventar Nr.: L GS 13862
Bezeichnung: Großkrotzenburg, St. Laurentius; Hanau, St. Mariae Namen, Entwurf, perpektivische Ansicht
Künstler: Julius Eugen Ruhl (1796 - 1871), Architekt/-in, fraglich
Datierung: 1841/42
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit, Feder in Schwarz
Träger: Transparentpapier
Wasserzeichen: -
Maße: 42,3 x 24,9 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen:


Katalogtext:
Die über Kopf angeordneten, perspektivisch dargestellten Bauten zeigen die nach einem Entwurf von Julius Eugen Ruhl ausgeführten katholischen Kirchen von Großkrotzenburg und Hanau. Die Zeichnungen sind auf Transparentpapier aufgebracht worden, so daß eine vorgesehene Verwendung für den Klebeband von Ruhl ("Calquen") wahrscheinlich ist. In dem ausschließlich aus Pausen bestehenden Klebeband befinden sich auch zwei Darstellungen der Hanauer Kirche (GS 18374 u. GS 18376).
Der vorliegende unvollendete Aufriß der Kirche von Großkrotzenburg gehört zum Zeichnungskonvolut der Planungsphase "Zweiturmlösung". Als einzige erhaltene Darstellung wird hier die östliche Seitenfront mit einem Teil des gestuften Sturzbogenportals bei gleichzeitiger Einbindung des östlichen Turmes anschaulich gemacht. Da der Turm die südöstliche Fensterachse verstellt, ist die Anordnung der Eingangs- und Fensterachsen nicht symmetrisch. Bei der Einturmlösung kommt der Seiteneingang dagegen genau auf der Mittelachse zu liegen.
Die Hanauer Kirche wird in ihrer basilikalen Gestalt präsentiert, die dem ursprünglichen Entwurf von Ruhl zugrunde liegt. Auch dieser Darstellung kommt eine besondere Bedeutung zu, da sie den Entwurf der Westfassade (s. L GS 8092) und den Entwurf der Seitenfront (L GS 8096) in Bezug zueinander setzt, der sich aufgrund der unterschiedlichen Gestaltungselemente zunächst nicht unmittelbar erschließt. Abweichend von dem Entwurf, der nach dem Einsturz der Kirche entstand, hatte Ruhl offensichtlich einen rechteckigen Turmaufbau mit extrem flacher Bedachung vorgesehen (s. a. GS 18374, GS 18376), dessen Gestalt erheblich besser mit dem Wandaufbau der Westfassade korrespondierte als der wohl von dem Hanauer Architekten Stawitz entworfene polygonale Turm unter einer Faltbedachung (s. L GS 8092). Zur Ausführung kam schließlich ein oktogonales Glockengeschoß auf einem rechteckigen Unterbau. Wie die Zeichnung veranschaulicht, hatte Ruhl zudem weitere Bauskulpturen eingeplant. Die Sockel neben dem Portaltympanon waren ursprünglich als Standort für Engelsfiguren vorgesehen. Außerdem sollten die Lisenen Bekrönungen erhalten, die an der Westfassade in Form von Baldachinen und an den Seitenfronten als Wimperge zu gestalten wären. Nicht zuletzt finanzielle Gründe werden schließlich gegen die Ausführung weiterer Bauskulpturen gesprochen haben.
Mit der Gestaltung der dreigeschossigen von Lisenen gerahmten Giebelfassade bezog sich Ruhl auf die zwischen 1826 und 1837 erbaute Allerheiligenkirche in München von Leo von Klenze. Das von Säulen flankierte Eingangsportal mit der Bekrönung aus Tympanonrelief und abschließendem Giebel ist ebenso Teil des Entwurfs von Klenze wie das darüber angeordnete Radfenster. Auch die Verlängerung der Lisenen durch Baldachine findet sich hier. Die Details des Kirchenbaus waren spätestens seit der Veröffentlichung des Entwurfs in der "Allgemeinen Bauzeitung" im Jahr 1837 einem breiteren Kreis von Architekten bekannt. Ruhl selbst nahm den Fassadenaufriß in seine Sammlung von Pauspapieren ("Calquen") auf (s. GS 18319).
Stand: Mai 2005 [MH]


Literatur:
Lohr 1984, S. 98, Obj.Nr. 9, Abb. 20


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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