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3.35.1.4 - Gelnhausen, Kaiserpfalz, Kapelle, Nordwestpfeiler, Bauaufnahme, Aufriß



3.35.1.4 - Gelnhausen, Kaiserpfalz, Kapelle, Nordwestpfeiler, Bauaufnahme, Aufriß


Inventar Nr.: GS 8022
Bezeichnung: Gelnhausen, Kaiserpfalz, Kapelle, Nordwestpfeiler, Bauaufnahme, Aufriß
Künstler: unbekannt
Datierung: um 1840
Geogr. Bezug: Gelnhausen
Technik: Graphit
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 25,9 x 20,1 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: oben rechts: "5' 9''' [...] / bis zum Bogen" (Graphit)
unten: "Kirchenpfeiler / Gelnhausen" (Graphit)
unten rechts: "63 / 1924." (Graphit)
in der Darstellung: diverse Maßangaben (Graphit)


Katalogtext:
Oberhalb der Torhalle und von hier aus über eine doppelläufige Treppe an der Nordseite auch zugänglich liegt die dreischiffige, dreijochige Pfalzkapelle. Als einziges der aus der Entstehungszeit stammenden Gebäude war sie bis zum 19. Jahrhundert in Benutzung. Danach verfiel der Bau. Dach und Gewölbe sind nicht mehr vorhanden, jedoch konnte über die in Teilen überlieferte Wandgliederung das ursprüngliche Innenraumkonzept erschlossen werden.
Die hier vorliegende Darstellung zeigt den Nordwestpfeiler der Kapelle, der den Untersuchungsergebnissen von Günther Binding zufolge im 19. Jahrhundert neu und falsch wiederaufgesetzt worden ist (Binding 1965, S. 24). Die fünfteilige Wandgliederung, die nur bei den westlichen Jochen durch die gleiche Kämpferhöhe voll wirksam wird, setzt sich aus einem gewölbetragenden vorderen Teil mit Vorlage und Halbsäule sowie einer hinteren Wandnische zusammen. Dabei besteht die rechteckige Wandvorlage aus einer eingestellen Halbsäule und zwei dünneren, seitlich angeordneten Dreiviertelsäulen. Der äußere Teil des hier nach oben angeschnittenen, doppelt getreppten Gewölbebogens fungiert zugleich als Schildbogen (Binding 1965, S. 74).
Die Kelchblockkapitelle, die sich vom Säulenschaft durch einen voluminösen Schaftring abgrenzen, zeigen eine vegetabile Ornamentik in Form von symmetrisch angeordneten Palmetten, die "ihre natürliche Form verloren haben und dabei zu einem tektonischen Ornament der Kelchblockkapitelle geworden sind" (Binding 1965, S. 70). Dabei kann die variantenreiche pflanzliche Ornamentik auf Einflüsse aus dem Elsaß sowie aus Südfrankreich zurückgeführt werden (Biller 2000, S. 31).
Im unteren Kelchabschnitt des Halbsäulen- sowie des linken Ecksäulenkapitells sind nach unten und oben ausfächernde Eckblätter ausgeführt, die einen idealen Übergang von der Kelch- zur Blockform schaffen. Sie sind mit den flächigen, zu den Seiten ausschwingenden Palmettenblättern des Blockbereichs in der Kapitellmitte zusammengewachsen. Das rechte Eckkapitell ist ebenfalls zweizonig. Der weitgehend glatt belassene untere Bereich zeigt breite, stilisierte, über Eck gesetzte Blätter, die unterhalb der Plinthe nach vorne kippen und ein plastisch vortretendes, reliefiertes Endstück bilden. Dieses Kapitellornament läßt sich an verschiedenen Kapitellen im Palas (s. Arkadenkapitelle, rechtes Kaminkapitell) wiederfinden. Die technische Ausführung zeugt nach Ansicht von Günther Binding von einer hohen Könnerschaft, die er bei einer Anzahl weiterer Stücke fand und dem von ihm so benannten "Palmettenmeister" mit entsprechender Werkgruppe zuschrieb (Binding 1965, S. 74 u. 84).
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 29.06.2022



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