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4.1.3.3 - Aachen, Dom, Rekonstruktion der Südseite, perspektivische Ansicht



4.1.3.3 - Aachen, Dom, Rekonstruktion der Südseite, perspektivische Ansicht


Inventar Nr.: L GS 14868
Bezeichnung: Aachen, Dom, Rekonstruktion der Südseite, perspektivische Ansicht
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925)
Datierung: 1871
Geogr. Bezug: Aachen
Technik: Graphit, Feder in Schwarz
Träger: Papier auf Leinwand
Wasserzeichen: nicht ermittelbar
Maße: 54,5 x 58 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: unten rechts: "H. Schneider / Aachen 1871" (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
In seiner sehr detailliert ausgeführten Zeichnung gibt Hugo Schneider die Aachener Domkirche in einem rekonstruierten Bauzustand vor dem großen Aachener Stadtbrand von 1656 wieder. Gezeigt wird die Südseite des Bauwerks vom Münsterplatz aus. Im Zentrum des im Laufe mehrerer Jahrhunderte erweiterten Bauwerks steht der karolingische Zentralbau, von dem Schneider die beiden an der Südseite des Bauwerks freiliegenden Seiten des sechzehneckigen Umgangs sowie das überhöhte, zentrale Oktogon mit den schmucklosen Rundbogenfenstern zeigt. Baudetails wie die Ecklisenen an den Oktogonwänden mit ihren antikisierenden Kapitellen sind sehr getreu eingezeichnet. Die oberhalb des karolingischen Mauerwerks anschließenden romanischen Blendbögen und Ziergiebel sind zum Zeitpunkt der Erstellung der Zeichnung bereits durch Nachbauten von 1872 ersetzt. Das anschließende spitze Zeltdach wurde während des Stadtbrands zerstört und im 17. Jahrhundert durch eine Dachkonstruktion in barocken Formen erneuert.
An den Karolingerbau östlich angrenzend folgt die 1414 fertiggestellte sog. Chorhalle. In den Details der Bauzier wie Fenstermaßwerken, Figurenschmuck und Fialen dokumentiert Schneider den durch die tiefgreifenden Restaurierungsarbeiten seit 1850 erzielten Bauzustand, der sich wesentlich von den ursprünglichen gotischen Zierformen unterscheidet. Im Zwickel zwischen Chor und karolingischem Kernbau folgt die spätestens 1414 fertiggestellte zweigeschossige Matthiaskapelle und links angrenzend die ebenfalls im 15. Jahrhundert errichtete Annakapelle. Schneider rekonstruiert im Falle der Annakapelle den mittelalterlichen Bauzustand, indem er das Erdgeschoß der Kapelle als geöffnete Bogenhalle präsentiert, die ursprünglich den Zugang zum Kirchenraum vom Münsterplatz erlaubte. Bereits im 18. Jahrhundert wurde die offene Halle geschlossen und der neu entstandene Innenraum der in der Matthiaskapelle benachbarten Sakristei angegliedert.
Als letzte der gotischen Kapellen auf der Domsüdseite folgt die an die Süd-Süd-West-Seite des Sechzehnecks angrenzende Ungarnkapelle, die 1367 fertiggestellt worden war. Die von Hugo Schneider dargestellte Kapelle ist wiederum eine Rekonstruktion des gotischen Bauzustands. Der auf eine Stiftung des ungarischen Königs Ludwig I. zurückgehende Kapellenbau wurde 1748 abgetragen und durch einen zeitgemäßen barocken Neubau ersetzt.
Westlich an den karolingischen Kernbau schließt der hohe Westturm an, dessen Untergeschosse zur karolingischen Bausubstanz gehören und dessen gotischer Aufbau mit den seitlichen Kapellen, der Turmgalerie, verbindender Zwischenbrücke, Glockengeschoß und bekrönenden Turmspitzen auf einen Entwurf Hugo Schneiders nach frühneuzeitlichen Bilddokumenten zurückgeht. Die mittelalterliche gotische Turmanlage wurde während des Stadtbrands bis auf das unterste Geschoß zerstört, statt dessen wurde ein offenes Glockenhaus mit barocker Dachanlage errichtet. Ab 1879 erfolgte die Ausführung des neogotischen Turmaufbaus nach den Entwürfen von Hugo Schneider (s. L GS 14992). Die zum Blattrand hin dargestellten Wohnbauten sind frei entworfen und geben nicht die an diesen Standorten vorhandene Bausubstanz wieder.
Die vorliegende Zeichnung diente als Vorlage für eine Umzeichnung, die 1898 in einem Subskriptionsprospekt zu Franz Bock "Die karolingische Pfalzkapelle zu Aachen und ihre späteren Anbauten vom IX.-XIX. Jahrhundert" publiziert wurde. Das angekündigte Werk Franz Bocks ist nicht erschienen.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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