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4.35.1.1 - Köln, Dom, Bauaufnahme, perspektivische Innenansicht nach Westen



4.35.1.1 - Köln, Dom, Bauaufnahme, perspektivische Innenansicht nach Westen


Inventar Nr.: L GS 14869
Bezeichnung: Köln, Dom, Bauaufnahme, perspektivische Innenansicht nach Westen
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925)
Datierung: 1864
Geogr. Bezug: Köln
Technik: Graphit, Feder in Schwarz
Träger: brauner Karton
Wasserzeichen: -
Maße: 51 x 62,8 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: unten rechts: "H. Schneider. 1864." (Feder in Schwarz)
unten rechts: "Kölner Dom. Innere Perspektive." (Feder in Blau)


Katalogtext:
Ein Jahr nach dem Abriß der aus dem 14. Jahrhundert stammenden Chorabschlußwand zeichnete Hugo Schneider diese Ansicht des seit 1863 vollendeten Innenraums der Kölner Domkirche. Von seinem Standpunkt im nördlichen Chorumgang erfaßte Schneider das erste Joch des mittelalterlichen Binnenchores, die Westwand des Nord- und Südquerhauses sowie die ersten vier Joche des Mittelschiffs und die angrenzenden vier Seitenschiffe. Um die weiträumig gewählte Sichtachse zu ermöglichen, ließ er die Nordwand des Binnenchores weg, die den freien Blick in den Chor, die Vierung und das Mittelschiff mit den südlichen Seitenschiffen versperrt hätte.
Den linken Bildrand nimmt die Südwand des ersten Binnenchorjochs ein, die bis zum Gewölbeansatz der Vierung erfaßt ist. Am Fuße der Chorinnenwand sind 18 der insgesamt 104 Sitze des mittelalterlichen Chorgestühls vom Beginn des 14. Jahrhunderts dargestellt. Dahinter erhebt sich die in die Arkade des Binnenchors eingespannte Abschlußwand zum Chorumgang hin mit ihren mittelalterlichen Malereien. Durch die Arkade hindurch fällt der Blick in das südliche Querhaus. Schneider bildet darüber hinaus die aus reichen Maßwerkfenstern gebildete Triforienzone und die daraus erwachsenden vierbahnigen Obergadenfenster ab, deren unterstes Drittel die aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammenden Königsfenster einnehmen. Innerhalb des Chorraums, von den Chorschranken eingefaßt, steht auf einem zweifach gestuften, reich mit Blendmaßwerk versehenen Sockel der zwischen 1190 und 1225 in der Werkstatt des Nikolaus von Verdun entstandene Dreikönigenschrein.
Aus dem Chorraum fällt der Blick in die Vierung und die angrenzenden Querhaus- und Mittelschiffjoche, deren gleichförmigen Wandaufriß Schneider wiedergibt. Über schlanken, von Dienstbündeln eingefaßten Spitzbogenarkaden erhebt sich die aus jeweils vier Maßwerkfenstern mit Dreipaßmotiv gestaltete Triforienzone, an die die vierbahnigen Obergadenfenster unmittelbar anschließen, deren Maßwerk über je zwei Bahnen Kreise mit Vierpässen und einen freien Vierpaß im Spitzbogen zeigen. Sehr detailliert hält Schneider die aus Diensten und Kehlen gebildeten reichen Bündelpfeiler der einzelnen Joche fest, die im Mittelschiff ohne Untergliederung bis zum Ansatz der Gewölbe emporgeführt werden. Die anschließenden Kreuzgratgewölbe werden nur im Mittelschiff in zwei Jochen bis zur Scheitelhöhe gezeigt. Den Pfeilern des Chores, der Querhäuser und des Mittelschiffs ist ein Figurenschmuck vorgelagert. Im Binnenchor sind zwei Apostelbilder auf Konsolen und unter Baldachinen aus dem 14. Jahrhundert dargestellt. Von dem Figurenzyklus in den Querhäusern und dem Mittelschiff stammen die Konsolen und Baldachine aus dem 14./15. Jahrhundert, während die Figuren, die Schneider hier schon schemenhaft andeutet, erst nach 1863 realisiert wurden. Gleiches gilt für die von Schneider skizzierten Bleiverglasungen, von denen die Fenster im Chorraum aus dem 14. Jahrhundert stammen, weitere Fenster in den Kirchenschiffen aber erst nach 1863 entstehen.
Die von Schneider gefertigte Zeichnung entstand zu einem für die Fertigstellung des Kölner Domes wichtigen Zeitpunkt. Mit der Fortnahme der mittelalterlichen, provisorischen Abschlußwand des Chores verschmelzen die gotischen und die neogotischen Räume des 19. Jahrhundert erstmals zu einer Einheit, und der Kircheninnenraum wird als Ganzes erfahrbar. In dem von Schneider gewählten Blick in die Vierung und das angrenzende Mittelschiff wird der einzigartige Höhendrang des Kölner Domes gegenüber anderen hochgotischen Kathedralen deutlich.
Die lineare Anlage der Zeichnung sowie die beiden mittelalterlich gewandeten Figuren in der Vierung lassen annehmen, daß die Zeichnung als Vorlage für einen Stich bzw. eine Lithographie in einer Publikation gedient haben könnte.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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