12.15.15.9 - Studie einer Kapellenrotunde nach M.-J. Peyre, Aufriß (recto); Grundriß (verso)

Katalogtext:
Das beidseitig benutzte Blatt zeigt den Grund- und Aufriß einer Kapellenrotunde. Die Darstellungen auf Vorder- und Rückseite entstanden nach der Vorlage von Marie-Joseph Peyres "Oeuvre d'architecture" (Peyre 1765, Pl. 11 u. 12), wobei der auf Tafel 12 ebenfalls ausgeführte Längsschnitt fehlt.
Die Idee des Zentralraums bot seit der Antike ein wichtiges Betätigungsfeld für die Entwurfsplanung von Architekten. Mit Planung und Bau der Peterskirche in Rom wurde der Bautyp zum Ideal der christlichen Sakralarchitektur. Die Bedeutung dieses Baues schlug sich nachhaltig auf die Entwürfe kommender Architektengenerationen nieder. Das Werk von Peyre, der die römische Architektur vor Ort studieren konnte, ist geprägt durch diese Einflüsse. Beispielhaft sind nicht nur die Rezeption antiker römischer Gewölbebauten wie sein Umgang mit akzentuierenden Säulenkolonnaden und Portiken, sondern ebenso die Auseinandersetzung mit der antiken Tradition des Zentralbaus und dessen modernem Erscheinungsbild. Der vorliegende Entwurf, der eines seiner Idealprojekte zeigt, steht in der Tradition barocker Zentralbauten in Rom, wie S. Andrea al Quirinale von Bernini oder S. Ivo von Borromini (Architekturtheorie 2003, S. 312-314).
Geschichte und Entwurfsplanung des Zentralbaus waren ein wichtiger Baustein im Lehrplan der Akademieausbildung. Das Werk von Peyre mit seinen entsprechenden Beispielen gehörte hierbei zur grundlegenden Literatur und war auch in Kassel vorhanden. In diesem Zusammenhang könnte die vorliegende Zeichnung angefertigt worden sein.
Die Studie des unbekannten Zeichners ist unvollendet geblieben.
Stand: August 2007 [MH]