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3.40.1.8 - Großkrotzenburg, St. Laurentius, Werkzeichnung der Turmfassade, Aufriß, Teilquerschnitt und Längsschnitt



3.40.1.8 - Großkrotzenburg, St. Laurentius, Werkzeichnung der Turmfassade, Aufriß, Teilquerschnitt und Längsschnitt


Inventar Nr.: L GS 8047
Bezeichnung: Großkrotzenburg, St. Laurentius, Werkzeichnung der Turmfassade, Aufriß, Teilquerschnitt und Längsschnitt
Künstler: Julius Eugen Ruhl (1796 - 1871), Architekt/-in
Datierung: 1827/28
Geogr. Bezug: Großkrotzenburg
Technik: Graphit; Feder in Schwarz; braun, grau und rot laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 50,6 x 66,8 cm (Blattmaß)
41,5 x 57,8 cm (Darstellungsmaß)
Maßstab: unbezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: unten rechts: "Kirche zu Großkrotzenburg am Meyn." (Graphit)
in der Darstellung: Maßangaben (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Die als "Kirche zu Großkrotzenburg am Meyn" betitelte Werkzeichnung gehört zu einem kleinen Konvolut vermaßter Zeichnungen, die neben Grund- und Fundamentriß (L GS 8048) auch zwei Darstellungen der Chorapsis (L GS 8046 u. L GS 8049) zeigen.
Die zweigeschossige Hauptfront wird durch einen flachen übergiebelten Mittelrisalit akzentuiert, der im Untergeschoß den Altan mit dem Hauptportal und im Obergeschoß eine Fensteröffnung mit eingestellten Säulen und einem darüber angeordneten Bogenfeld mit flachem Entlastungsbogen aufnimmt. Dieses Fenstermotiv glaubt Gorenflo auf einen Entwurf von Heinrich Christoph Jussow zurückführen zu können, bei dem Ruhl an der Kasseler Kunstakademie studiert hatte.
Im inneren Portalbereich der Kapelle in Söder bei Hildesheim befindet sich eine Konstruktion aus zwei Freisäulen, denen ein Metopen-Triglyphen-Gebälk mit antikisierendem Architrav auflagert. Diese Säulenstellung wird von einem Segmentbogen überfangen. Gorenflo sieht dieses Portalmotiv in Form einer Loggia in das zweite Geschoß der Kirche verlegt, wobei der lediglich vorgeblendete Segmentbogen in den profilierten Giebelbereich reicht. Einschränkend fügt er aber hinzu, daß hier ein beliebtes Motiv vorliegt, das sicherlich nicht nur zum architektonischen Repertoire von Jussow gehörte (Gorenflo 1985, S. 184). Dem kann nur zugestimmt werden. So findet sich die Form einer Kolonnade, die zur Innenraumgliederung in einem Rundbogen eingestellt ist, auch in den architektonischen Lehrbüchern von Durand, die weite Verbreitung erlangt haben. Ob hierin allerdings das Vorbild zu sehen ist, erscheint fraglich angesichts der Fenstergliederung in der Chorapsis. Mit der dreiteiligen Fensteröffnung, die aus einem breiten rechteckigen Mittelteil mit darüber angeordnetem lünettenförmigem Rundbogenfenster und rahmenden schmaleren Öffnungen besteht, rezipiert Ruhl vielmehr die Serliana. Als eine Abwandlung dieses Motivs kann auch die Fensteröffnung im Obergeschoß der Hauptfront interpretiert werden.
Die flachen seitlichen Rundbogennischen im Untergeschoß kamen ebensowenig zur Ausführung wie das den Giebel bekrönende Kreuz. Zwar wurden die Säulenrücklagen der Fensteröffnung nachträglich schraffiert, was auf den Wegfall dieses Architekturdetails hindeutet, sie gehören aber zu den ausgeführten Elementen.
Stand: Mai 2005 [MH]


Literatur:
Lohr 1984, S. 98, Obj.Nr. 9, Abb. 19d


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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