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3.33.4.14 - Fritzlar, ehem. Stiftskirche St. Peter, Entwurf zur Restaurierung und Aufstellung der Orgel, Aufriß und Schnitt



3.33.4.14 - Fritzlar, ehem. Stiftskirche St. Peter, Entwurf zur Restaurierung und Aufstellung der Orgel, Aufriß und Schnitt


Inventar Nr.: L GS 15492
Bezeichnung: Fritzlar, ehem. Stiftskirche St. Peter, Entwurf zur Restaurierung und Aufstellung der Orgel, Aufriß und Schnitt
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925)
Datierung: 1880
Geogr. Bezug: Fritzlar
Technik: Graphit, Feder in Schwarz
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 57,5 x 44,5 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Mtr."
Beschriftungen: unten rechts: "Skizze / zur Restauration der Orgelbühne und / Aufstellung der Orgel in der Stiftskirche / zu Fritzlar." (Feder in Schwarz)
unten rechts: "Cassel im Februar 1880 / H Schneider. / Architekt" (Graphit)
in der Darstellung: "Ansicht, Schnitt CD., Grundriss. NO" (Feder in Schwarz)
verso: "B / 875 / 80" (Graphit)


Katalogtext:
Das Blatt versammelt drei in Graphit und Feder ausgeführte, teils grau lavierte Zeichnungen, nämlich einen Aufriß der neu projektierten westlichen Innenwand des Hauptschiffs der Kirche oben links, einen Schnitt durch das Westwerk oben rechts und einen Grundriß, geschnitten auf Höhe der Säulen der Empore unten. Da das Blatt auf 1880 datiert, handelt es sich um die ältesten nachgewiesenen Pläne Hugo Schneiders für St. Peter in Fritzlar.
Schneider, der 1879 mit der Ausarbeitung eines Gesamtkonzepts für die weitere Restaurierung der Kirche beauftragt worden war, sah sich bald gezwungen, sich vorrangig der Orgel und der Orgelbühne zu widmen, da hier Arbeiten unmittelbar anstanden. Er fand eine weit ausladende Orgelbühne vor, die zwar wenig Raum für Sänger bot, aber mit einer üppigen Barockorgel ausgestattet war, deren Unterwerk weit in den Kirchenraum vorsprang und die romanische Säulenstellung der Westempore vollständig verdeckte. Das Oberwerk füllt bis heute die große, leicht spitzbogige Öffnung aus, die Schneider im oberen Teil der Wand zeichnet.
Diese Barockorgel war schadhaft, eine 1874 veranlaßte Reparatur kam jedoch zu keinem für die Gemeinde befriedigenden Abschluß. Bis 1879 prozessierte sie mit dem Orgelbauer und seinen Erben, ohne daß es zu einer befriedigenden Lösung gekommen wäre. Da sich zudem Bauschäden im westlichen Langhausgewölbe zeigten, die noch auf den Einsturz des Südturms 1868 zurückzuführen waren, hatten Teile des Unterwerks abgebrochen und die Orgel als ganzes tiefer in das Westwerk hinein versetzt werden müssen. Da sie zudem stilistisch zu den romanischen Formen der Kirche nicht recht passen wollte, ja nach dem Urteil der Zeit die mittelalterlich-architektonischen Verhältnisse sogar verschleierte, wollte die Gemeinde die Kosten für das Wiederaufrichten der alten Orgel sparen und lieber gleich in einen Neubau investieren. Schneider kam diesem Wunsch entgegen und legte im Februar 1880 diesen Plan, eine Skizze der westlichen Abschlußwand mit der Barockorgel, einen Erläuterungsbericht und einen Kostenanschlag vor.
Schneider beabsichtigte, den Blick auf die ursprüngliche Emporenbühne mit ihrer doppelten Bogenstellung wieder zu öffnen und auf der alten Empore, die bislang nur zur Aufstellung der Blasebälge benutzt worden war, eine neue, neogotische Orgel aufzurichten. Diese neue Orgel sollte kein Gehäuse erhalten, sondern nur mit einem mit schmiedeeisernen Gittern durchbrochenen, kassettierten Wandschirm zum Kirchenraum hin abschließen. Die Bälge sollten in dem angrenzenden, über der Vorhalle gelegenen Raum untergebracht werden.
Aufgrund des großen Gewichts einer neuen Orgel mußte Schneider das Gewölbe unter der Empore erneuern, wobei zwei weitere Säulen (im Plan unten a.a.) die Last zusätzlich ableiten sollten. Da Schneider vor der Orgel aber noch Raum für den Chor gewinnen wollte, konnte er die Emporenbrüstung nicht in die Ebene der Bogenstellungen zurückverlegen, sondern mußte die Säulen auf hohe Postamente rücken und die Empore, unterfangen mit Holzknaggen, in den Kirchenraum hinein vorkragen lassen. Dabei sah er vor, den Postamenten unter den Säulen und der neogotischen Brüstung die gleiche Höhe zu geben, so daß man zumindest vom Hochchor aus die Möglichkeit gehabt hätte, die Säulen einschließlich ihrer Basen wahrzunehmen.
Da die preußische Regierung 1880 nicht gewillt war, die Umbaumaßnahmen zu finanzieren, ohne daß ein Gesamtkonzept für die Fortsetzung der Restaurierungsarbeiten in Fritzlar vorgelegen hätte, bestand sie auf der einstweiligen Wiederherstellung der Barockorgel. 1881 ließ sich Schneider die Unterlagen zum Orgelprojekt wieder zuschicken, um sie in den Gesamtplan einzuarbeiten; es ging unverändert in die Planungen des Jahres 1882 ein, blieb wie diese liegen, um 1899 nochmals in Vorschlag gebracht zu werden. Als sich abzeichnete, daß das Gesamtkonzept nicht mehr genehmigungsfähig sein würde, wurde Schneider 1901 damit beauftragt, die Pläne für die Umgestaltung der Orgelbühne zu überarbeiten.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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