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3.40.1.5 - Großkrotzenburg, St. Laurentius, unvollendeter Neubauentwurf mit Zweiturmlösung, Aufriß der Ostseite



3.40.1.5 - Großkrotzenburg, St. Laurentius, unvollendeter Neubauentwurf mit Zweiturmlösung, Aufriß der Ostseite


Inventar Nr.: L GS 8045
Bezeichnung: Großkrotzenburg, St. Laurentius, unvollendeter Neubauentwurf mit Zweiturmlösung, Aufriß der Ostseite
Künstler: Julius Eugen Ruhl (1796 - 1871), Architekt/-in
Datierung: 1826-1828
Geogr. Bezug: Großkrotzenburg
Technik: Graphit, Feder in Schwarz
Träger: Papier
Wasserzeichen: "J WHATMAN / 1826"
Maße: 60 x 48,1 cm (Blattmaß)
20,8 x 39,3 cm (Darstellungsmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen:


Katalogtext:
Die unvollendete Federzeichnung präsentiert einen Aufriß der Seitenfassade, die nach der veränderten Chorausrichtung nach Osten ausgerichtet war. Da der spätgotische Westturm zu erhalten war, die Grundstücksgroße ebenso wie die Geländedisposition die Planung einschränkte, legte Ruhl zunächst einen Entwurf mit einem Saalraum zu fünf Achsen vor, der den alten Westturm in der Südwestecke einband. Die Einturmlösung führte jedoch zu einer Asymmetrie und beeinträchtigte somit die Wirkung der klassizistischen Hauptfront. Mit dem vorliegenden Entwurf, dem zwei Blätter mit Darstellungen der Hauptfassade und eines Querschnitt zum Chor (L GS 8044) sowie eines Querschnitts zur Orgelempore und eines Grundrisses (L GS 8043) zugeordnet werden können, legte er eine Zweiturmlösung vor. Die Giebelfassade wird nun von viergeschossigen Türmen flankiert. Die monumentale, breit ausladende Hauptfront verdeutlicht den Ehrgeiz des jungen Architekten; über die architektonischen Anforderungen, die sich mit dem Bau einer hessischen Dorfkirche verbanden, geht sie weit hinaus. Das wurde auch von dem Generalvikariat des Bistums Fulda so eingeschätzt. Man sah in dem "allzu grandiosen Portal" (StAM Best. 180, Nr. 1241, 28.09.1826, Bl. 55ff.; zit. nach Gorenflo 1985, S. 174) eine "augenfällige Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit einer Dorfkirche" und sprach sich daher für eine Lösung ohne Säulen aus (Gorenflo 1985, S. 174).
Die Darstellung verdeutlicht die gestaffelte Fassadengliederung der Hauptfront mit einem ädikulagerahmten Eingang und einem Säulenaltan, der dem übergiebelten Mittelrisalit vorgelagert ist. Das geschoßtrennende Gesims wird als verbindendes Element um den gesamten Bau geführt und teilt gleich gestaltete Rundbogenfenster im Bereich der Seitenfronten und der Chorapsis in einen längsrechteckigen und einen lünettenförmigen Teil. In der nach einem Entwurf von Georg Moller 1821/22 errichteten Pfarrkirche von Mainflingen, einem der frühesten klassizistischen Sakralbauten der Region, konnte Gorenflo ein Vorbild für dieses Motiv der Fenstergruppierung durch ein Gesims in Kämpferhöhe bei gleicher Einteilung der Langhauswand in fünf Fensterachsen ermitteln (Gorenflo 1985, S. 185).
Die südöstliche Fensterachse wird durch den östlichen Turm verstellt, der sich entsprechend der Gestaltung des gegenüberliegenden Turms aus zwei unverputzten Untergeschossen und zwei Freigeschossen zusammensetzt. Die Fassadenstruktur gleicht derjenigen an der Hauptfront. Als Trennlinie zu den Freigeschossen fungiert ein Gesims, das sich wegen seiner Lage auf Höhe der Langhaustraufe als Traufgesims weiter fortzusetzen scheint.
Die Struktur der Langhausmauern wird in der linken Blatthälfte durch unverputztes Mauerwerk angezeigt, was dem klassizistischen Erscheinungsbild jedoch widerspricht. Übereinstimmend urteilt Gorenflo, daß die kleinteilige, steinsichtige, unverdeckte Bruchsteinwand die von Ruhl beabsichtigte Wirkung verfremdet (Gorenflo 1985, S. 186).
Stand: Mai 2005 [MH]


Literatur:
Lohr 1984, S. 98, Obj.Nr. 9, Abb. 19c


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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