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3.40.1.6 - Großkrotzenburg, St. Laurentius, Neubauentwurf, Grundriß und Längsschnitt



3.40.1.6 - Großkrotzenburg, St. Laurentius, Neubauentwurf, Grundriß und Längsschnitt


Inventar Nr.: L GS 8050
Bezeichnung: Großkrotzenburg, St. Laurentius, Neubauentwurf, Grundriß und Längsschnitt
Künstler: Julius Eugen Ruhl (1796 - 1871), Architekt/-in
Datierung: 1826
Geogr. Bezug: Großkrotzenburg
Technik: Graphit, Feder in Grau, koloriert
Träger: Papier
Wasserzeichen: "J WHATMAN / 1823"
Maße: 70,7 x 48,8 cm (Blattmaß)
64,1 x 42,4 cm (Darstellungsmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Fuß"
Beschriftungen: oben mittig: "Innere Ansicht der Kirche" (Feder in Schwarz)
oben rechts: "Nro 2." (Feder in Schwarz)
mittig: "Grundriss der Kirche." (Feder in Schwarz)
unten rechts: "Ruhl" (Feder in Schwarz)
in der Darstellung: Beschriftungen (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Das vorliegende, mit "Nro 2" gekennzeichnete und von Ruhl signierte Blatt kann zwei im Hessischen Staatsarchiv Marburg vorhandenen Zeichnungen mit einem Situationsplan (StAM 300 P II 2562/3) sowie Aufrissen der "Haupt Façade" und der "Seiten Façade" (StAM 300 P II 2562/1) zugeordnet werden. Die beiden Marburger Blätter sind ebenfalls in der rechten unteren Ecke von "Ruhl" signiert und zeigen in der oberen rechten Ecke die Serienmarkierung (der Situationsplan "Nro 3"; die Fassadenrisse "Nro 1"). Unverständlicherweise zählt Lohr das vorliegende Blatt zur zweiten Entwurfsserie, die beiden Marburger Zeichnungen dagegen zur ersten (Lohr 1984, S. 98).
Der obere Längsschnitt zeigt das Innere der fünfachsigen Saalkirche mit eingezogener, halbkreisförmiger Apsis und Westempore. Besonders bemerkenswert ist das zweigeschossige Pfettendach mit stehendem Dachstuhl, dessen Ausführung angesichts der in die Decke abzuleitenden Druckkräfte problematisch erscheint. Neben der ungewöhnlichen Verwendung von Gußeisen für die Fenster bemängelte die Oberbaudirektion gerade diese aufwendige Dachkonstruktion (StAM Best. 16, Nr. 11129, zit. nach Lohr 1984, S. 98). Zur Umsetzung gelangte dann eine Konstruktion mit liegendem Dachstuhl und Hängewerk (s. L GS 8044), das die Dachneigung erheblich verringerte.
Der in der unteren Hälfte angeordnete Grundriß präsentiert den Saalbau zu fünf Achsen. Westseitig wird der Bau durch kleine, nahezu quadratische Anbauten erweitert. Um den Saalcharakter der Kirche nicht durch Einbauten innerhalb des Kirchenschiffs zu stören, entwickelte Ruhl einen separaten Sakristeibau an der Nordwestecke, der eingezogenen Ostapsis unmittelbar anschließend. Am entgegengesetzten Ende der Westseite befindet sich der alte gotische Turm. Zwar beeinträchtigte diese Einzelturmstellung die Symmetrie der klassizistischen Fassade, Ruhl war durch die vorgegebenen örtlichen Bedingungen und die Auflage, den alten Turm in den Neubau zu integrieren, jedoch zu dieser Anordnung gezwungen (Gorenflo 1985, S. 181).
Die Zeichnung muß vor dem 20. Februar 1826 entstanden sein, da Änderungsvorschläge des bischöflichen Generalvikariats Fulda mit diesem Datum mit roter Feder in die Darstellung eingetragen sind. Sie betreffen eine andere Aufstellung von Hochaltar, Kanzel und Beichtstuhl. Der Hochaltar, den Ruhl an der Grenze zwischen der Chorapsis und dem Kirchenschiff plaziert hatte, sollte seinen traditionellen Standort in der Ostapsis erhalten. Bis zur Abschlußmauer war nur ein schmaler Gang frei zu lassen. Kanzel und Beichtstuhl in der nordwestlichen und der nordöstlichen Ecke des Kirchenschiffs sollten weiter ins Kirchenschiff gerückt werden. Die Kanzel erhielt ihren Platz nun zwischen dem ersten und zweiten östlichen Fensterjoch auf der der Sakristei gegenüberliegenden Seite ("in cornu epistolae") und der Beichtstuhl wurde ihr gegenüberliegend angeordnet (StAM Best. 180, Nr. 1241, 20.02.1826, zit. nach Gorenflo 1985, S. 172).
Stand: Mai 2005 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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